Martin Prell
Aktuelle Projekte
Vita
- seit 2019 DH-Koordination und Data Science im Projekt “PROPYLÄEN: Forschungsplattform zu Goethes Biographica” (Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig / Goethe- und Schiller-Archiv Weimar)
- 2024 HERMES-Stipendiat am IEG Mainz
- 2024 FAIR-Data Stipendiat der NFDI4Memory am IEG Mainz
- 2014–2021 wiss. Mitarbeiter im Bereich Digital Humanities am Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte bei Prof. Dr. Gisela Mettele, unter anderem in den DH-Projekten “Editionenportal Thüringen”, “Moravians at Sea”, “Automatische Handschriftenerkennung”, “Digitale Edition des Reisetagebuchs Heinrichs XI. Reuß-Greiz” und “Digitale Edition der Briefe Erdmuthe Benignas von Reuß-Ebersdorf (1670-1732)
- 2018 Stipendiat des Deutschen Historischen Institut Washington DC für Forschungsaufenthalte in Philadelphia, Washington DC und Bethlehem, PA
- 2018 Dr.-Lieselotte-Kirchner-Stipendiat der Franckeschen Stiftungen zu Halle/Saale
- 2016 Digital-Humanities-Stipendiat des Forschungsverbunds Marbach-Weimar-Wolfenbüttel an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
- 2014 Master of Arts an der Universität Leipzig mit einer Arbeit zum Thema “Bernhard Varen (1622–1650) - Pionier einer vergleichenden Religionswissenschaft?”, Betreuer: Prof. Dr. Christoph Kleine, Dr. Heinz Mürmel
- 2011–2014 Masterstudium der Religionswissenschaft mit Schwerpunkt Religionsgeschichte an der Universität Leipzig
- 2011 Bachelor of Arts an der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit einer Arbeit zum Thema “Landesherrlicher Pietismus unter Graf Heinrich II. (1696–1722) in Reuß-Obergreiz”, Betreuer: Juniorprof. Dr. Alexander Schmidt, Prof. Dr. Uwe Schirmer
- 2007–2011 Bachelorstudium der Geschichte und Religionswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Forschung
Forschungsbereiche:
- Digital Humanities (insb. Digital History, Digitale Editorik, Historische Netzwerkanalyse)
- Frühneuzeitliche Religionsgeschichte (insb. Geschichte des Pietismus)
- Paläographie (16.–20. Jh.)
- Thüringisch-sächsische Landesgeschichte (insb. reußische Grafen- und Fürstentümer)
Dissertationsprojekt:
“Pietismusforschung 4.0? Möglichkeiten und Grenzen computergestützter Verfahren für die Religionsgeschichte am Beispiel des reußischen Korrespondenznetzwerks des 18. Jahrhunderts”
Das von Prof. Dr. Aline Deicke und Prof. Dr. Sander Münster betreute Promotionsprojekt verfolgt das Ziel, das Korrespondenznetzwerk des reußischen Pietismus des 18. Jahrhunderts in seiner Komplexität und Verwobenheit mit seinen zahlreichen Strömungen und Akteuren unterschiedlichster sozialer Schichten unter zu Hilfenahme computergestützter Methoden zu rekonstruieren. Die Dissertation beansprucht damit Relevanz für verschiedene Forschungsbereiche der Religionsgeschichte und der Digital-Humanities-Forschung. Sie tangiert einerseits die Forschungen zum Brief als einem zentralen Kommunikations- und Weltdeutungsmittel des Pietismus, die pietistische Netzwerk- und Sprachforschung und die Verhältnisbestimmung unterschiedlicher pietistischer Denominationen. Indem sie dabei die komplementäre Anwendung verschiedener digitaler Methoden erprobt, geht sie der Frage nach einer genuin digitalen Religionsgeschichte nach.
Die Rekonstruktion des reußisch-pietistischen Netzwerks und seiner Kommunikation ist nicht allein aber zu großen Teilen Grundlagenforschung, da sie eine unerschlossene Quellenbasis aufbereitet und inhärente Strukturen sichtbar macht, die die Untersuchungsgrundlage für zahlreiche weitere Forschungsfragen bilden. Zugleich folgt sie einem konkreten religionsgeschichtlichen Erkenntnisinteresse, indem sie die religiöse Zugehörigkeit von Personen und Personenkreisen innerhalb verschiedener Strömungen einer Denomination/Religion am konkreten Beispiel des Pietismus sichtbar macht. Die Frage nach religiöser Verortung von Personen stellt sich insbesondere sowohl in Phasen der scheinbaren Auflösung konfessioneller Grenzen als auch Situationen scheinbarer religiöser Konkurrenz, wie sie nicht allein in den reußischen Territorien des 18. Jahrhunderts zu beobachten sind. Die Dissertation wird so an einem Modellfall demonstrieren, wie nur vermeintlich deutlich abgrenzbare religiöse Strömungen in ihrem Verhätlnis zueinander neu und genauer bestimmt werden können.
Auf methodischer Ebene fragt die Dissertation nach Mehrwerten, Chancen und Grenzen computergestützter Verfahren für die Religionsgeschichte. Dies wird anhand eines umfassenden Forschungsworkflows von der Modellierung und Erhebung der Forschungsdaten für die computergestützte Verarbeitung bis hin zur Visualisierung, Interpretation und Präsentation der Ergebnisse durchgeführt, dokumentiert, reflektiert und evaluiert. Die dafür ausgewählten digitalen Erhebungs- und Analyseverfahren umfassen einerseits die Historische Netzwerkanalyse. Dafür werden die in den Briefen enthaltenen Personenrelationen unter Anwendung eines dafür entwickelten forschungsgeleiteten Editionsmodells erfasst, angereichert und netzwerkanalytisch ausgewertet. Mit Anwendung der historischen Netzwerkanalyse knüpft die Dissertation an eine Forschungsrichtung an, die in den vergangenen Jahren eine enorme Verbreitung gefunden und dabei die zentrale Stellung des Briefes als konstituierendes Element (pietistischer) Netzwerke neu bewertet hat. Computerlinguistische Analysen (NLP) der Briefe konkretisieren die Beziehungen ausgewählter potentieller Mitglieder einer gemeinsamen religiösen Gruppe in ihrer Art und Intensität. So wird bspw. danach gefragt, ob als disparat wahrgenommene Strömungen und Personengruppen auch disparate Pools an bewussten und unbewussten Begriffen, Schlüsselwörtern, Themen und Narrativen, syntaktischen und semantischen Konventionen und Sprachmustern verwenden, über die Gruppenidentität und ein gemeinsamer religiöser Horizont sichtbar, ausgedrückt, verhandelt, gepflegt und erschaffen werden.
Publikationen
ORCID-ID: https://orcid.org/0000-0003-3152-6542
Forschungsdaten: https://github.com/mprell
- (2024) What You See Is What You … Have to Revise Afterwards. Digital Humanities Lab. DOI: 10.58079/12960
- (2024) Zus. mit Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin (Hg.): Digitale Edition des Reisetagebuchs Graf Heinrichs XI. Reuß-Greiz 1740-1742. Work in Progress. URN: urn:nbn:de:kobv:b4-35181-7
- (2024) Zus. mit Frederik Elwert und Markus Müller: Europäische Religionsgeschichte der Neuzeit in: Clio Guide – Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften, hrsg. von Silvia Daniel, Wilfried Enderle, Rüdiger Hohls, Thomas Meyer, Jens Prellwitz, Claudia Prinz, Annette Schuhmann, Silke Schwandt, 3. erw. und aktualisierte Aufl., Berlin 2023–2024, DOI: 10.60693/hx7v-he22.
- (2023) Zus. mit Hendrikje Carius und René Smolarski (Hg.): Citizen Science in Historical Sciences. Methodological Perspective or Method without Prospects? (= DH&CS. Schriften des Netzwerks für Digitale Geisteswissenschaften und Citizen Science, Bd. 3). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Open Access.
- (2023) Zus. mit Katherine Faull, Philipp Tögel, Alexander Lasch, Juan Garces: Transforming the Pietist Tradition: Disciplinary Innovation through Linked Digital Engagement. in: Baillot, A., Tasovac, T., Scholger, W., & Vogeler, G. (Hrsg.): Digital Humanities 2023: Book of Abstracts. Digital Humanities 2023. Collaboration as Opportunity. (DH2023), Graz, Austria, S. 471-473, DOI: https://doi.org/10.5281/zenodo.8210808.
- (2023) Zus. mit Manfred Koltes, Ariane Ludwig, Yvonne Pietsch und Bastian Röther: PROPYLÄEN. Ein Jahrhundertprojekt geht online. DOI: https://doi.org/10.22032/dbt.55585.
- (2022) Moravians@Sea: A Website for Exploring and Experiencing Moravian Sea Voyages of the Eighteenth Century. In: Journal of Moravian History 22/2, S. 178-186.
- (2021) Zus. mit Gisela Mettele und Pia Marzell (Hg.): Digital Humanities and Gender History. Jena. Open Acess: https://www.db-thueringen.de/receive/dbt_mods_00048946.
- (2021) Der Pietismus in den reußischen Grafschaften, in: Wolfgang Breul, Thomas Hahn-Bruckart (Hg.): Pietismus Handbuch, Tübingen: Mohr Siebeck, 260-264.
- (2020) Zus. mit dem Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte der Universität Jena: Moravians at Sea. Das Portal zur Erkundung Herrnhuter Seereisen des 18. Jahrhunderts (Pilotprojekt). URL: https://www.moravians-at-sea.uni-jena.de.
- (2020) Zus. mit Hendrikje Carius und René Smolarski (Hg.): Kooperationen in den digitalen Geisteswissenschaften gestalten. Herausforderungen, Erfahrungen und Perspektiven. (= DH&CS. Schriften des Netzwerks für Digitale Geisteswissenschaften und Citizen Science, Bd. 1). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Open Access.
- (2019) Editionenportal Thüringen. In Kooperation mit der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Thüringen und der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt. URL: http://www.editionenportal.de
- (2019) Das Editionenportal Thüringen, in: Heimat Thüringen, Sonderheft: Kultur Digital: Portale, Projekte und Möglichkeiten der Kulturgutdigitalisierung in Thüringen, hg.v. Heimatbund Thüringen 26, 43-45.
- (2019) Ein Editionsportal (nicht nur) für Thüringen, in: Patrick Sahle (Hg.): Konferenzabstracts der 6. Tagung des Verbands Digital Humanities im deutschsprachigen Raum e.V., Hamburg: DHd, 281-283, DOI: https://doi.org/10.5281/zenodo.2596095.
- (2019) Neues DTAE-Korpus startet mit Frauenbriefen des frühen 18. Jahrhunderts, in: Blog Im Zentrum Sprache (BBAW), URL: https://sprache.hypotheses.org/1642.
- (2018) »ps: ich bitt noch mahl umb ver gebung meines confusen und üblen schreibens wegen«. Frühneuzeitliche Briefe als Herausforderung automatisierter Handschriftenerkennung - Ein Transkribus-Projektbericht, Jena; DOI: 10.22032/dbt.34849
- (2018) Selbstentwurf und Herrschaftspraxis. Die Briefe Erdmuthe Benignas von Reuß-Ebersdorf (1670-1732), in: Ruth Albrecht, Urlike Gleixner, Corinna Kirschstein, Eva Kormann und Pia Schmid (Hg.): Pietismus und Adel. Genderhistorische Analysen, (= Hallesche Forschungen), Halle/S, 73-95.
- (2018) Tagungsbericht zur Tagung “Digital Humanities in Jena”, am 23.11.2017 in Jena, in: H-Soz-Kult, 27.02.2018, URL: https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-126153.
- (2017) zusammen mit Julia Schmidt-Funke (Hg.): Digitale Edition der Briefe Erdmuthe Benignas von Reuß-Ebersdorf (1670-1732), Jena. URL: http://erdmuthe.thulb.uni-jena.de.
- (2016) Tagungsbericht zu Tagung und Workshop “Automatisierte Text- und Strukturerkennung als Grundlagentechnologie für die Digital Humanities” am 27.09.2016 in Jena, in: H-Soz-Kult, 17.11.2016, URL: https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-6821.
- (2016) “Diser seelen bestes wollen und mißen wir suchen” - Pietistisches “Weiberregiment” in der Grafschaft Reuß-Ebersdorf und das ,Epochenjahr’ 1716, in: Archive in Thüringen. Mitteilungsblatt 2016, 12-16, URL: http://zs.thulb.uni-jena.de/receive/jportal_jpvolume_00277322.
- (2016) Digitale Edition der “mütterlichen Vermahnungen” der Gräfin Benigna von Solms-Laubach (1717) (= Editiones Electronicae Guelferbytanae), Wolfenbüttel 2016, PURL: http://diglib.hab.de/edoc/ed000243/start.htm.
- (2015) »Den Tauff=Actum beÿ hiesiger Geistlichkeit begehret«. Der Umgang der Stadt Leipzig mit taufwilligen Juden am Beispiel der mutmaßlichen ›Taufbetrüger‹ Rahel Hirschel und Joachim Jacob (1746/47), in: Zeitschrift für junge Religionswissenschaft [Online, peer reviewed] 10 (2015), Online erschienen am: 01 September 2015, DOI: 10.4000/zjr.361.
- (2014) Bernhard Varen (1622-1650) - Pionier einer vergleichenden Religionswissenschaft?, Masterarbeit Universität Leipzig 2014, DOI: 10.22032/dbt.32738.
- (2011) Landesherrlicher Pietismus unter Graf Heinrich II. (1696-1722) in Reuß-Obergreiz, Bachelorarbeit Friedrich-Schiller-Universität Jena 2011 (unveröffentlicht).
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